In Thalwil steigen die Preise fürs Wasser stark

Fast 200 Franken mehr pro Jahr bezahlt eine durchschnittliche vierköpfige Familie ab Dezember 2025 dafür, dass auch künftig Wasser aus dem Hahn fliesst. Der Gemeinderat Thalwil hat beschlossen, die Wassergebühren zu erhöhen. Die Bezugs- sowie die Kontroll- und Bewilligungsgebühren steigen um 30 Prozent, die Anschlussgebühren um 20 Prozent. Bezahlt die genannte Familie bislang 650 Franken jährlich, sind es ab kommendem Monat 845 Franken. Die Verbrauchsgebühr steigt von 1.50 Franken pro Kubikmeter auf 1.95 Franken. Gründe für die Erhöhung sind einerseits die Teuerung, andererseits anstehende Investitionen in die Infrastruktur der Wasserversorgung und der Wasserproduzenten. «Die Anlagen sind in die Jahre gekommen», sagt Jan Adams, Leiter der Werke Thalwil, und erklärt, woher das Thalwiler Wasser kommt: zum einen aus dem Zürichsee, zum anderen aus Quellen im schwyzerischen Rothenthurm. Quagga-Muschel trägt Mitschuld Das Seewasserwerk in Rüschlikon wird von den Gemeinden Thalwil, Rüschlikon, Kilchberg und Langnau betrieben und stammt aus dem Jahr 1951. «Einige Anlagen haben das Ende ihrer Lebensdauer bald erreicht», sagt Jan Adams und fügt an: «Zudem müssen wir wegen der zunehmenden Ausbreitung der Quagga-Muschel eine zweite Fassungsleitung bauen.» Die invasive Muschel, die ursprünglich aus dem Schwarzen Meer stammt, kann die bestehende Leitung verstopfen und so für Probleme sorgen. «Sowohl die neue als auch die bestehende Leitung werden mit einem Reinigungsmechanismus versehen, mit dem wir die Quagga-Muschel entfernen können.» Kosten noch unklar Die Kosten für die zusätzliche Fassungsleitung belaufen sich laut Jan Adams mindestens auf eine Million Franken. Die weiteren anstehenden Ausgaben lassen sich aktuell noch nicht beziffern. Denn auch zwei der vier Thalwiler Wasserreservoirs sind sanierungsbedürftig, genauso wie die teilweise 120-jährige Leitung, die das Wasser von Rothenthurm nach Thalwil bringt. Diese wird zusammen mit Horgen, Rüschlikon und Kilchberg betrieben. Kommt hinzu, dass die Wasserversorgung bereits jetzt mit 10 Millionen Franken gegenüber dem Steuerhaushalt verschuldet ist. Deshalb hat der Gemeinderat neu eine Schuldenobergrenze eingeführt. Ist diese erreicht, müssen die Wassergebühren erneut überprüft und angepasst werden. Mit einer weiteren Erhöhung in den nächsten Jahren muss die Thalwiler Bevölkerung daher rechnen, wie Jan Adams sagt. Die letzte Anpassung fand im Jahr 2013 statt. Erneuerungen aus Altersgründen Viel sanierungsbedürftige Infrastruktur, 10 Millionen Franken Schulden und eine beträchtliche Gebührenerhöhung auf einen Schlag – das wirft unweigerlich die Frage auf: Hat die Gemeinde die Wasserversorgung in den vergangenen Jahren vernachlässigt oder die Entwicklung gar verschlafen? «Nein», sagt Jan Adams, «wir haben das Leitungsnetz laufend unterhalten, gewartet und nötige Sanierungen durchgeführt. Nun stehen aus Altersgründen die Erneuerungen der grossen Anlagen an, die höhere Kosten verursachen.» Dies sei der Hauptgrund für die Gebührenerhöhung. Gegen den Beschluss des Gemeinderats kann beim Bezirksrat Horgen noch bis am 30. November 2025 Rekurs erhoben werden. Der Preisüberwacher hat die Gebührenerhöhung geprüft und ist damit einverstanden, teilt die Gemeinde Thalwil mit.

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