Nach Kündigungsschock in Langnau will Adliswil ein ähnliches Szenario verhindern

Es war ein Schock, der im Frühling anscheinend von Langnau bis nach Adliswil zu spüren war: In der sogenannten Vita-Siedlung im Langnauer Unterdorf erhielten damals 284 Mietparteien auf einen Schlag die Kündigung – mit einer Frist von lediglich sechs Monaten. Wer eine Verzichtserklärung unterzeichnete, also auf rechtliche Schritte gegen die geplante Verdichtung des Geländes verzichtete, darf länger in den renovationsbedürftigen Wohnungen bleiben. Eigentümerin der Liegenschaften in Langnau ist die Zürich Anlagestiftung. Sie ist auch Grundbesitzerin des Areals Sihlmatten in Adliswil. Hier sollen die 136 Wohnungen, in denen heute rund 250 Menschen leben, durch Neubauten ersetzt werden. Die Gebäude stammen aus den 1960er-Jahren. Bauvorstand traf Grundbesitzerin Wie nun aus der Antwort des Stadtrats auf eine Interpellation der Gemeinderäte Reto Buchmann (FDP), Vera Buchmann-Bach (FDP) und Rolf Schweizer (FDP) hervorgeht, hat der Adliswiler Bauvorstand Felix Keller (parteilos) nach den Kündigungen in Langnau das Gespräch mit der Grundbesitzerin gesucht. Demnach traf sich Keller am 22. Mai 2025 mit Vertretern der Zürich Anlagestiftung. Er habe dabei «klar gemacht, dass ein sozialverträglicher Umgang mit den aktuellen Mieterinnen und Mietern der Überbauung Sihlmatten zwingend notwendig ist. Eine Kündigung ohne entsprechend tolerante Auslegung der Erstreckungsmöglichkeiten und ohne Unterstützungsmassnahmen wird nicht goutiert», schreibt der Stadtrat. Auf Nachfrage betont Keller, die Stadt Adliswil fordere von der Zürich Anlagestiftung, dass den Betroffenen mit der Kündigung mindestens ein zweijähriges Zeitfenster für die Wohnungssuche eingeräumt werde. «Das ist nötig, weil der Wohnungsmarkt in Adliswil angespannt ist und nicht alle 136 Parteien sofort eine neue Unterkunft finden werden.» Zudem sei es wichtig, dass die Mietenden jederzeit umziehen könnten und nicht an ein fixes Datum gebunden seien. Keller ergänzt: «Da die Eigentümerin zahlreiche Liegenschaften besitzt, erwarten wir auch, dass Mietparteien in anderen Objekten der Zürich Anlagestiftung untergebracht werden können.» Kanton gegen temporäre Brücke Der Gestaltungsplan für die Überbauung Sihlmatten wurde 2024 von der Stadt Adliswil genehmigt. Dabei wurde auch die Möglichkeit einer Etappierung, also einer schrittweisen Realisierung des Bauprojekts, festgelegt. «Wir brachten ein, dass diese Möglichkeit auch mit Blick auf einen gestaffelten Auszug geprüft wird», sagt Keller. Dies scheine nun jedoch schwierig umsetzbar zu sein. Einerseits sei mit Altlasten im Boden zu rechnen, also mit Schadstoffen aus früherer Nutzung, die ein Wohnen in unmittelbarer Nähe der Bauarbeiten verunmöglichten. Andererseits erschwere die Zufahrt über die kleine Brücke in der Nähe des Bahnhofs Sihlau die Bauarbeiten. «Die Erstellung einer temporären zweiten Brücke wurde geprüft, dieses Vorhaben wurde aber von der zuständigen kantonalen Stelle als nicht bewilligungsfähig kommentiert», sagt Keller. Wie geht es nun weiter mit dem Neubauprojekt in der Sihlmatten? Laut Stadtrat analysiert die Eigentümerin derzeit die Altlasten anhand von Sondierbohrungen auf dem gesamten Areal. Anschliessend soll das Baugesuch erarbeitet werden, das voraussichtlich in rund einem Jahr eingereicht wird. Da Kündigungen jedoch unabhängig vom Baugesuch ausgesprochen werden können, müssen die Mietenden jederzeit damit rechnen, ein entsprechendes Schreiben zu erhalten – und sich nach einer neuen Wohnung umsehen zu müssen.

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