«Breiteli Nord»: Schafft Thalwil an der Urne neuen bezahlbaren Wohnraum?

33,895 Millionen Franken – so viel kostet der geplante Neubau auf dem Areal «Breiteli Nord». Genehmigt die Thalwiler Stimmbevölkerung den Baukredit an der Abstimmung vom 28. September, werden 58 Wohnungen im preisgünstigen Segment gebaut. Damit will der Gemeinderat erschwinglichen Wohnraum schaffen. Doch nicht nur das, wie Adrian Schmidlin, Bereichsverantwortlicher Liegenschaften, in einem Video auf der Homepage der Gemeinde Thalwil erklärt: Es gehe auch um die Schaffung von Begegnungsräumen in der für Thalwil wichtigen Siedlung, die bereits 1920 erstellt wurde. Eine zweigeschossige Kita soll im Areal Platz erhalten, mit einem eigenen Eingang und separatem Spielbereich. «Ein weiteres Highlight sind die gemeinschaftlich nutzbaren Dachterrassen auf beiden Nebengebäuden, die als schöne Dachgärten Raum für Begegnungen unter den Nachbarn ermöglichen», so Schmidlin. Eine Neugestaltung ist zudem für die Breitelistrasse angedacht. Das Konzept dazu habe man in Auftrag gegeben. Den Neubau der Wohnüberbauung soll der Gesamtdienstleister P4 aus Zug realisieren, «wegen des besten Kosten-Nutzen-Verhältnisses», sagt Schmidlin. Zudem hat sich der Gemeinderat dafür entschieden, dass die Gemeinde Thalwil das Projekt als Bauherrin selbst umsetzt. Die Kosten sind «gerade vertretbar» Auch die FDP Thalwil hat das Projekt geprüft. Bei einem durchschnittlichen Preis der reinen Baukosten von rund 600’000 Franken pro Wohneinheit sei das Breiteli-Nord-Projekt «gerade vertretbar», sagt Parteipräsidentin Petra Ganz. Wichtig sei, dass Thalwilerinnen und Thalwiler von den Wohnungen profitieren, die bereits einen Bezug zum Dorf haben. Gleichzeitig übt die FDP Kritik: «Stand heute ist unklar, wer Anspruch auf diese preisgünstigen Wohnungen an bester Lage in Thalwil hat. Die Stimmbürger müssen das wissen», fordert Ganz. Zudem solle die Gemeinde, ähnlich wie Wohnbaugesellschaften oder die Stadt Zürich, klar definierte Reglemente vorlegen. Mietparteien müssten beim Antritt wissen, bei welchen Lohn- oder Vermögensgrenzen sie nicht mehr berechtigt wären, in dieser Siedlung zu wohnen. Falls nicht, solle eine angemessene Frist von beispielsweise 18 Monaten eingeräumt werden, um etwas Neues zu suchen. Das Sorgenkind Mietzinsgestaltung Ähnlich äussert sich die SP Thalwil: «Was uns Sorge macht, ist die Mietzinsgestaltung», erklärt Vorstandsmitglied André Kaufmann. Die Regelungen seien unklar, wenn nicht sogar verwirrend. Bezahlbarer Wohnraum ist der SP schon lange ein Anliegen: Letztes Jahr hatte die Thalwiler Stimmbevölkerung die SP-«Initiative für mehr bezahlbare Wohnungen in Thalwil» mit 50,8 Prozent der Stimmen angenommen. «Doch wenn wir die Weisung richtig verstehen, werden nicht einmal bei der Hälfte der Wohnungen die Mietzinse gemäss dem Prinzip der ‹Kostenmiete› angeboten. Das ist nicht akzeptabel.» Die SP fordert, dass zwei Drittel der Wohnungen nach Kostenmiete vermietet werden. Das bedeutet, dass die Mieter:innen nur so viel zahlen, wie die Wohnung tatsächlich kostet und die Vermieterinnen und Vermieter gemeinnütziger Wohnungen mit den Mieteinnahmen keinen Gewinn machen dürfen. «Dass die Maisonette-Wohnungen etwas teurer werden, akzeptieren wir, aber bei den anderen Wohnungen nicht», ergänzt Kaufmann. Da die Mietzinsgestaltung nicht Teil der Vorlage ist und die Neuüberbauung voraussichtlich mindestens 50 Jahre guten Wohnraum bieten wird, stimmt auch die SP dem Projekt «Breiteli Nord» zu. Das letzte Wort über den Baukredit zur Erweiterung der Wohnüberbauung Breiteli-Nord haben am 28. September die Stimmberechtigten. Thalwiler Gemeinderat soll höhere Finanzkompetenzen erhalten Am 28. September entscheidet der Souverän auch über eine zweite Vorlage: die Totalrevision der Gemeindeordnung. Sie regelt die Aufgaben und Kompetenzen der Behörden, der Verwaltung und der Bevölkerung./n/nGemeindepräsident Hansruedi Kölliker (FDP) erklärt, dass der Fokus auf der Thalwiler Kommissionsstruktur liegt. Neu wird die Sozialkommission von einer unterstellten zu einer eigenständigen Kommission aufgewertet./n/nZudem geht es um die Anpassung von Kompetenzen, insbesondere um die Eigenkompetenz des Gemeinderats über 10 Millionen Franken. «Damit könnte er schneller und flexibler auf dem Immobilienmarkt agieren und die Voraussetzungen für bezahlbaren Wohnraum fördern», so Kölliker. Das Anliegen ist im Artikel 18a der Gemeindeordnung festgehalten.

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