In Thalwil droht der Wahlkampf auszubleiben

Es sind Wahlen und kaum einer will gewählt werden – in etwa so präsentiert sich die politische Lage derzeit in Thalwil. Für die neun Sitze im Gemeinderat kandidieren neun Personen: acht Männer und eine Frau wollen am 12. April 2026 in die Exekutive einziehen, sechs Bisherige und drei Neue. Am 1. Dezember ist die offizielle Frist abgelaufen, um Wahlvorschläge einzugeben. Keine Spur also von Wahlkampf. Unbestritten ist auch das Gemeindepräsidium, um das sich einzig der amtierende Gemeindepräsident Hansruedi Kölliker (FDP) bewirbt – wie er bereits Ende September bekanntgab. Ebenfalls bereits mitgeteilt hatten Peter Klöti (FDP) und Hanspeter Giger (GLP), dass sie altershalber nicht mehr antreten werden. Für die beiden nachrücken möchten Erika Böni (FDP) und Christian Kling (GLP). Überraschender ist, dass Hochbauvorsteherin Franziska Zibell (parteilos), ihr Amt abgeben möchte. Die 35-Jährige ist Projektleiterin für Raumentwicklung und wurde im September 2021 gewählt. «Die politische Arbeit hat mir immer grosse Freude bereitet und die Entscheidung ist mir schwergefallen. Gleichzeitig merke ich, wie viel Energie und Zeit die Aufgabe als Gemeinderätin neben Beruf und Familie fordert», begründet sie ihre Entscheidung. «Ich brauche Zeit für mich, als Frau in einer Beziehung, als Mutter von zwei Kindern und als Partnerin im Büro.» SVP hat einen Kandidaten aufgestellt Den freiwerdenden Sitz möchte Ralph Ehrat (SVP) übernehmen. Er ist ein Ur-Thalwiler und in der Finanzbranche im IT-Bereich tätig, wie die Partei in einer Mitteilung schreibt. Für die übrigen fünf Sitze kandidieren die Bisherigen: David Brüllmann (Dorfverein Gattikon), Thomas Henauer (FDP), Schulpräsident Thomas Hunziker (FDP), Davide Loss (SP) und Adrian Schmidlin (Die Mitte). In einigen Parteien laufen die Gespräche nun auf Hochtouren. Noch bis zum 16. Dezember läuft die Nachfrist und weitere Kandidaturen können eingegeben werden. Stefan Oderbolz, Präsident der Grünen Thalwil sagt: «Wir sind intensiv im Gespräch mit möglichen Kandidat:innen, da wir den Stimmberechtigten eine Wahl geben möchten». Es werde jedoch zunehmend schwierig, Personen zu finden, die entsprechend viel Zeit und Engagement aufbringen könnten. Ein Mandat im Gemeinderat entspricht einem Aufwand von 20 bis 30 Stellenprozent, wie Hansruedi Kölliker sagt. Entschädigt wird dieses mit 45'000 Franken jährlich. Er empfindet dies als «angemessen, auch wenn es im Vergleich mit anderen Gemeinden weniger ist.» Trotz Kandidierenden-Mangel: Als politikverdrossen will der Gemeindepräsident die Thalwiler:innen nicht sehen. In Gesprächen mit möglichen Kandidierenden habe er festgestellt, dass es meist an der Zeit fehle – gerade bei jenen, die Beruf und Familie unter einen Hut bringen müssten. Keine stille Wahl Selbst wenn sich keine weiteren Anwärter:innen finden lassen, wird die Wahl regulär und nicht still durchgeführt. «Theoretisch kann jemand im Februar oder auch am Wahltag selbst noch kandidieren», erklärt Hansruedi Kölliker. Das Handicap der Kurzentschlossenen: Nur, wer bis am 16. Dezember seine Kandidatur eingibt, kommt auf das Beiblatt, das dem Wahlcouvert beiliegt und nach der sich die meisten Wählenden richten. Der Gemeindepräsident hofft sehr, dass sich noch mindestens eine weitere Person aufstellen lässt: «Ich würde es extrem bedauern, wenn es keinen Wahlkampf gibt.» Noch keine Kandidatur für das RPK-Präsidium Für die sieben Sitze in der Rechnungsprüfungskommission (RPK) kandidieren zwar acht Personen, das Präsidium will allerdings niemand übernehmen. Dieses hat derzeit Guido Emmenegger (parteilos) inne, der am 12. April 2026 jedoch nicht mehr antreten wird. Sollte sich niemand für das Präsidium zur Wahl stellen, wird beim ersten Wahlgang wohl niemand das absolute Mehr erreichen. Dafür nötig ist eine Stimme mehr als die Hälfte. «Im zweiten Wahlgang gilt dann das relative Mehr, das heisst, die Person mit den meisten Stimmen gewinnt», erklärt Gemeindepräsident Hansruedi Kölliker (FDP). Wichtig zu wissen: Es gilt Amtszwang.

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